Irgendwann in den Kinderjahren
gab es dann auch bei uns den Brauch.
Am Abend des 6. Dezember
nach dem aufregendem Krampustag,
zog der Nikolaus von Haus zu Haus.
Aus seinem großen, goldenen Buch
las er der Kinder alle Schandtaten heraus.
Jedes Jahr durfte einer von uns seinen
heiligen Stab halten,
während er las.
Er wusste einfach alles.
Alles stand in seinem Buch geschrieben.
Keine Schandtat blieb unentdeckt.
Selbst das,
was wir manchmal unter den alten Bunkern
ausgeheckt,
las er aus dem Buch uns schaute uns sorgenvoll an.
Erstaunt wunderten wir uns,
woher er das nur wissen kann.
Er erklärte uns,
wie gefährlich das sei.
Außerdem sei das Betreten dieser streng verboten.
Wir mussten ihm hoch und heilig geloben,
nie wieder
die unterirdischen Gänge aufzusuchen.
Die Finger hinter dem Rücken über kreuzt.
Die aufsteigende Röte mit einem
andächtigem Blick zu über tunken,
nahmen wir dankend seinen duftenden Lebkuchen,
den er nach Abnahme unseres Versprechens
an uns verteilte,
während eines der Geschwister noch immer
seinen Stab hielt,
das vor Aufregung nicht nach dem Lebkuchen griff.
Anstelle übernahm unsere Mutter das letzte Stück.
Wir anderen empfanden es immer als großes Glück
für jenen, der den Stab halten durfte
vom Nikolaus.
Vom Vortag ohnehin noch die Nerven angeschlagen,
ging von diesem Mann keine Gefahr für uns aus.
Sein goldenes Buch jedoch
durchbrach alle Zweifel an seine Existenz.:-)
Die Bunker gingen für die anderen in Karenz.
Ich dachte niemals daran,
das allerbeste Versteck der Welt zu verlassen.
Heute läuft mir die Gänsehaut,
wenn ich an die dunklen, unterirdischen Gänge denke
mit all seinen Gefahren.
"anno dazumal" gez. (c) J.P.E.